Steinschneiden Jaipur
Jeden Januar habe ich das Glück, eine jährliche Reise nach Indien zu unternehmen, wo ich in der faszinierenden Stadt Jaipur Edelsteine für unsere Kollektion des kommenden Jahres besorge, entwerfe und schleife. Die Steinschleiftradition von Jaipur geht auf das frühe 18. Jahrhundert zurück, als der herrschende Maharadscha Sawai Jai Singh II die Stadt als Hauptstadt von Rajasthan gründete. Als engagierter Förderer der Künste versammelte er die besten Kunsthandwerker aus ganz Indien, um Edelsteine zu schleifen und mit Juwelen besetzte Schwertgriffe, Rüstungen, Schmuck und königliche Möbel herzustellen. Die Steinschleifer von Jaipur haben sich einen Ruf für großes Können erworben und die Stadt ist zu einem Zentrum des Edelsteinhandels geworden. Ich bin nicht auf der Suche nach billigeren, teuren Edelsteinen. Dies kann selbst für das geschulte Auge ein Minenfeld sein und bei Pruden and Smith verwenden wir gerne nur zertifizierte Edelsteine, wenn es um einen hohen Wert geht. Es gibt jedoch in Jaipur unendlich viele ungewöhnliche, kreative Materialien zu entdecken, die dann mit unserem Schleifer bearbeitet werden können, um einen innovativen und attraktiven neuen Look zu erzielen. 
2017 habe ich diesen Rohsmaragd zum ersten Mal gesehen. Er stammt aus Brasilien, ist undurchsichtig und nicht von einer Qualität, die man zum Schleifen eines feinen Edelsteins verwenden würde, aber er hat diesen schönen grünen Smaragdschliff. Er kam in einem großen Sack vom Markt und sah sofort aufregend aus. Mit dem Steinschleifer, den Pruden und Smith seit zehn Jahren verwenden, setzte ich mich hin und begann, die Steine nach dem zu schleifenden Wert zu sortieren. Erst wenn ich den Rohstein sehe, kann ich genau planen, was man damit machen könnte. Dies hängt von der Konsistenz und Qualität der Farbe und der Größe der verwendbaren Stücke ab. Ist genug davon vorhanden, um eine große konsistente Auswahl herzustellen, oder nur eine kleine Anzahl interessanter Stücke? Beim Smaragd schien die Qualität ziemlich konsistent zu sein. Die Steine mit einer sehr blassen seifengrünen Farbe und die komplett schwarzen Stücke wurden entschärft, um ein konsistenteres Smaragdgrün zu hinterlassen. Ich wollte das Aussehen der Steinoberfläche so erhalten, wie sie im Rohzustand erschien. Das bedeutet, dass nur die äußere Oberfläche jedes Steins zur Verwendung abgeschnitten wird. Dies verleiht den fertigen Stücken die interessante natürliche organische Textur. Die Seiten und die Rückseite werden natürlich fachmännisch poliert, damit die Stücke angenehm auf der Haut zu tragen sind.
Die Ausrüstung zum Schleifen dieser Art von Edelsteinen ist ziemlich einfach. Ein Motor treibt eine Schleifscheibe an, über der sich ein Behälter befindet, aus dem Wasser auf die Scheibe tropft. Entscheidend ist das Können des Schleifers, der genau weiß, in welchem Winkel er den Rohstein halten und wie viel er abtragen muss. Ich finde es toll zu sehen, dass Werkstätten in Indien sehr ähnliche Maschinen verwenden wie unsere Werkstatt in Großbritannien, aber sie sind alle etwa einen Meter tiefer angebracht, sodass man sie bedienen kann, während man im Schneidersitz auf dem Boden sitzt. Überall in Jaipur sieht man Leute, die in Hauseingängen sitzen und im Freien schneiden.
Manche Edelsteine sehen sehr unspektakulär aus, bis man sie ins Wasser wirft, wie diesen Lapislazuli aus Afghanistan. Plötzlich kommen seine leuchtend blauen und goldenen Streifen aus Eisenpyrit zum Vorschein. Dieses Jahr schleifen wir Rubin-Zositen und Tigeraugen. Ich kann es kaum erwarten, die Ergebnisse in den nächsten Monaten zu sehen, wenn der aus diesen neuen Edelsteinen gefertigte Schmuck in unseren Regalen steht und beim Maifest in Brighton vorgestellt wird!
